Haben Sie gesehen, dass es bei Mirka und Roger Federer Zwillinge gibt?

GYN & PERINATAL ZÜRICH > Haben Sie gesehen, dass es bei Mirka und Roger Federer Zwillinge gibt?

Prof. Dr. Christian Breymann, Facharzt für Gynäkologie an der Klinik Hirslanden in Zürich, spricht im Interview über die Zwillingsschwangerschaft von Mirka Federer.

Herr Professor Breymann, haben Sie als Spezialist schon längst realisiert, dass Mirka Federer Zwillinge bekommt?

Nein. Ein grosser Bauch bedeutet nicht, dass eine Frau mehr als ein Kind erwartet. Äusserlich gibt es keine klaren Hinweise für eine Zwillingsschwangerschaft.

Wann wussten die Federers, dass Zwillinge unterwegs sind?

Beim ersten oder zweiten Ultraschall, also in den ersten zwölf Wochen. Da sieht man, ob zwei Fruchtblasen und zwei Embryonen heranwachsen.

Zwei Kinder statt nur einem – ein Schock?

Frauen, die spontan Zwillinge erwarten, sind meist freudig überrascht und selten geschockt. Und bei künstlicher Befruchtung rechnet man oft mit mehr als einem Kind.

Wäre es denkbar, dass bei Mirka eine künstliche Befruchtung erfolgte?

Prinzipiell ist bei jeder Schwangerschaft eine künstliche Befruchtung möglich.

Auch bei gesunden jungen Frauen?

Ja, es können medizinische Gründe vorliegen wie verklebte Eileiter, die nicht mehr richtig funktionieren. Möglich sind auch männliche Faktoren wie zum Beispiel unzureichende Spermienqualität.

Welche Formen von künstlicher Befruchtung sind denkbar?

Grundsätzlich alle Formen. Die häufigste ist die In-vitro-Fertilisation (IVF), bei der Eizellen und Sperma in einem Reagenzglas zusammengebracht werden. Oder eine medikamentöse Behandlung, die den Eisprung fördert. Durch diese Medikamente können mehrere Eizellen heranwachsen. Bei IVF werden mehrere befruchtete Eier eingesetzt, die häufig in einer Mehrlingsschwangerschaft enden.

Ist es für Leistungssportler schwieriger, auf natürlichem Weg Nachwuchs zu zeugen?

Nein. Höchstens wenn einer unerlaubte Substanzen einnehmen würde.

Wie unterscheidet sich eine Zwillings- von einer normalen Schwangerschaft?

Für die Mutter bedeutet es eine stärkere Körper- und Kreislaufbelastung. Bei eineiigen Zwillingen besteht die Gefahr, dass eines weniger wächst, weil es von der gemeinsamen Plazenta weniger gut versorgt wird.

Mirka schaute Roger sowohl beim French Open als auch in Wimbledon bei nervenaufreibenden Spielen zu. Ein Risiko?

Nein, sie konnte alles normal machen, solange sie sich dabei wohlfühlte.

Welche Gefahren bestehen bei der Zwillingsgeburt?

Aufgrund der Lage der Babys wird oft ein Kaiserschnitt durchgeführt, der mit normalen Risiken verbunden ist. Bei der vaginalen Geburt bereitet der zweite Zwilling häufig Probleme und muss manchmal per Kaiserschnitt geholt werden.

Charlene Riva und Myla Rose kamen am Donnerstag zwischen 22 und 24 Uhr zur Welt. Auf welche Art von Geburt deutet die Uhrzeit?

Normalerweise werden um diese Uhrzeit keine geplanten Kaiserschnitte durchgeführt.

Wie gewährleistet man während der Geburt die medizinische Versorgung beider Kinder?

Bis auf den Anästhesisten steht ein doppeltes Team zur Verfügung: zwei Kinderärzte, zwei Hebammen und weiteres Personal.

Wie lange bleibt man nach der Zwillingsgeburt im Spital?

Tendenziell etwas länger, um zu lernen, wie man mit zwei Kindern umgeht.

Und was passiert danach, wenn man auf sich allein gestellt ist?

Die Unterstützung der Familie, einer Haushaltshilfe oder Nanny ist sehr wichtig für die Mutter, damit sie sich von der Doppelbelastung erholen kann.

Kann Mirka beide Töchter stillen?

Ja, es gibt Frauen, die stillen ihre Zwillinge gleichzeitig, oder man gibt ihnen hintereinander die Brust. Stillberaterinnen können ihr zeigen, wie sie am besten vorgeht.

Roger möchte seine Frauen auf seinen Reisen um sich haben. Ist das ratsam?

Er hat gerade in diesem Jahr bewiesen, wie souverän er mit Belastung umgehen kann. Ich gehe davon aus, dass er mit seiner Ruhe und Konzentration auch die neue Herausforderung wie ein wahrer Champion meistern wird.

Wie kann Roger als Tennis-Weltnummer 1, Ehemann und frischgebackener Vater allen Ansprüchen gerecht werden?

Ich denke, in der Säuglingszeit sollten sich Mutter und Kinder primär erholen. Im Prinzip sollte aber jedes Paar für sich entscheiden, wie es sein Familienleben gestalten will.

Wie gross ist die Chance, dass aus Charlene Riva und Myla Rose Tennis-Asse werden?

Bei den Eltern haben sie die besten Voraussetzungen für eine sportliche Karriere. Zu hoffen ist, dass jedes der Kinder auf seine Weise ein erfülltes Leben findet.

Interview mit Sylvia Vogel (schweizer-illustrierte.ch), Juli 2009, Januar 2019

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